Kreativ-, Kunst- & Musiktherapie
Kunsttherapie, Musiktherapie, Tanztherapie und Theatertherapie sind typische Vertreter der Kreativtherapie. Hier werden gestalterische, schöpferische und kreative Prozesse durch ein Medium vermittelt. Sie können psychische Prozesse in Gang setzen, haben Auswirkung auf die therapeutische Beziehung und sie werden in den Behandlungsprozess mit einbezogen.
Tanz, Musik und Kunst sind ganz besondere Möglichkeiten, etwas von sich mitzuteilen. Obwohl sie künstlerisch sind, ist jeder von uns in der Lage, sich durch Bewegung und Tanz, durch Rhythmus und Musik oder durch Malen und Gestalten auszudrücken.
Durch Tanz, Musik und Kunst können Sie gleichzeitig viel über sich selbst erfahren. Denn unsere seelische Befindlichkeit drücken wir unbewusst über Körperhaltung, Mimik und Gestik aus. Wenn Sie Ihren Gefühlen einen Ausdruck verleihen können und sich selbst aus einem neuen, einem anderen Blickwinkel betrachten lernen, werden Sie Hemmschwellen überwinden. Es wird Ihnen möglich, ganz neue Sichtweisen zu entwickeln. Immer mit dem Ziel, sich selbst und die eigenen Emotionen besser steuern, einschätzen und regulieren zu können. Hier lernen Sie sich besser kennen und entdecken mitunter neue Talente und Ressourcen.
In der Tanztherapie lernen Sie die therapeutische Wirkung des Tanzes kennen und bauen eine Verbindung zu den Impulsen Ihres Körpers auf. Sie können Erfahrungen mit verschiedenen Tanzrichtungen und unterschiedlich Rhythmen machen und so alleine, mit einer Partnerin bzw. einem Partner oder in der Gruppe in Bewegung kommen. Die Tanztherapie ermöglicht es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, in einem geschützten und ungezwungenen Rahmen Nähe und Berührung zuzulassen.
In der Musiktherapie können Sie durch das Musizieren mit verschiedenen Instrumenten oder der eigenen Stimme Ihre musikalische Ader entdecken oder weiter ausbauen. Musik kann Sie beschwingen. Verschiedene Klänge können dabei eine beruhigende oder vitalisierende Wirkung haben.
Diese künstlerischen Therapieformen können alleine oder in einer Gruppe wahrgenommen werden. Hier gibt es keine Beschränkung auf bestimmte Störungsbilder, alle Patientinnen und Patienten können von diesen Therapien profitieren.
In der Kunsttherapie können psychisch erkrankte Personen lernen, sich und ihren Gefühlen und Wünschen Ausdruck zu verleihen. Sie lernen sich selbst und die eigenen Grenzen besser kennen und entdecken neue Ressourcen und Talente. Das freie Gestalten ermöglicht es, mit der Zeit die eigenen Gefühle besser einschätzen und regulieren zu können. Durch Malen, Zeichnen oder Gestalten wird die sinnliche Wahrnehmung, sogar die Körperwahrnehmung, verbessert.
Kunsttherapie lässt den Patientinnen und Patienten dabei viel Freiraum. Typischerweise werden Bilder gemalt oder gezeichnet, oder Skulpturen gestaltet bei denen es erst einmal keine Vorgaben gibt. Alles darf ohne Zensur auf das Papier. Kunsttherapeutinnen und -therapeuten geben allenfalls Anregungen. Sie zeigen Ihnen lediglich unterschiedliche Techniken und Vorgehensweisen und stellen Ihnen das Material zur Verfügung. Nachdem ein Bild fertiggestellt wurde, wird das Bild gemeinsam – meist in der Gruppe – betrachtet. Es wird offen reflektiert, welche Assoziationen die oder der Betroffene selbst aber auch Außenstehende zu dem Kunstwerk haben. Dabei wird immer Rücksicht auf das Befinden der oder des Betroffenen sowie auf das individuelle Tempo jeder Teilnehmerin bzw. jedes Teilnehmers genommen. Nachdem die Therapie abgeschlossen ist, findet bei Entlassung eine Gesamtschau auf alle angefertigten Bilder und deren Verlauf statt. Dann kann in einem Einzelgespräch besprochen werden, welche Entwicklung die oder der Betroffene gemacht hat und welche Aspekte besonders hilfreich waren.
Kunsttherapie ist für jeden geeignet. Sie müssen dafür kein begabter Künstler sein. Nach einer Zeit werden Sie merken, dass es nicht um Leistung geht, sondern darum, die eigenen Gefühle und das eigene Erleben ins Bild zu bringen und dieses gemeinsam ohne Wertung betrachten zu können. Das Gestalten wird Ihnen guttun und Sie werden merken, dass Sie einen anderen Blick auf sich selbst entwickeln.
Musiktherapie
Die Musiktherapie wird in der LWL-Klinik Marsberg als Gruppentherapie, in Absprache auch als Einzeltherapie angeboten.
Die musiktherapeutische Behandlung umfasst folgende Bereiche:
- Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie (stationär)
- Gerontoneuropsychiatrie (stationär)
- Tageskliniken
Ansatz
In der Musiktherapie dient der gezielte Einsatz von Musik und musikalischen Mitteln im Rahmen der therapeutischen Beziehung zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit.
Die Musik ist Gegenstand und damit Bezugspunkt für Patient und Therapeut in der materiellen Welt. An ihm können sich Wahrnehmungs-, Erlebnis-, Symbolisierungs- und Beziehungsfähigkeit des Individuums entwickeln.
Rezeption, Produktion und Reproduktion von Musik - z.B. auch in Form des Singens von Liedern - setzen intrapsychische und interpersonelle Prozesse in Gang und haben dabei sowohl diagnostische als auch therapeutische Funktion.
Therapeutische Wirkelemente
Die Wirkung der Musiktherapie geschieht vor allem auf Grund des Einflusses der Musik auf die Psyche des Patienten und durch die Einbettung in eine therapeutische Beziehung zwischen Patient und Musiktherapeut und die Einbettung dieser Beziehung in die Musik.
Die nicht verbale Botschaft der Musik ermöglicht u.a. symbolhaftes Erleben von Nähe und Distanz.
Rhythmen und melodien, Töne, Klänge und Geräusche können eingesetzt werden um persönliche Wünsche, Stimmungen, Emotionen auszudrücken, welche sprachlich nicht erfasst werden können. In der musiktherapeutischen Improvisation können Dialoge oder Gruppengespräche geführt werden. So steht dem Patienten der Musiktherapeut und / oder als reales, spontan reagierendes Gegenüber zur Verfügung.
Arbeitsformen
Musiktherapie wird, um den unterschiedlichen Aufgaben gerecht zu werden, in verschiedenen Settings realisiert. Man unterscheidet die zwei Formen der aktiven und der rezeptiven Musiktherapie.
Kernstück der aktiven Musiktherapie ist die musiktherapeutische Improvisation, in der Patienten nach bestimmten Vorgaben oder frei improvisieren.
Die rezeptive Musiktherapie wirkt therapeutisch durch das Hören bestimmter, bereits vorgefertigter oder improvisierter Musik. In dieser Form kann auch die entspannungsfördernde Wirkung der Musik gezielt eingesetzt werden.
Musiktherapie bedeutet nicht, dass ausschließlich musikalisch gearbeitet werden muss. Im Sinne einer Aufarbeitung der musikalischen Inhalte einer Improvisation kann ein verbaler Teil in die musiktherapeutische Sitzung integriert werden.
Musiktherapie wird als Gruppen- oder Einzeltherapie angeboten, je nach individuellen Voraussetzungen und nach therapeutischer Zielsetzung. Die Teilnahme der Patienten an der Musiktherapie erfordert keine musikalischen Vorkenntnisse.
Indikation
Das spezifische der Musiktherpie liegt in der Möglichkeit, durch musikalische Dialoge und Interaktionen nonverbal zu kommunizieren und dabei auch emotionale Inhalte zu transportieren. Dadurch kann auch außerhalb der verbalen Ausdrucksfähigkeit eine therapeutische Beziehung aufgebaut werden.
Eine Indikation für Musiktherapie ist gegeben bei eingeschränkter, nicht vorhandener oder verweigerter Verbalisierungsfähigkeit sowie bei nicht verstehbaren oder nachvollziehbaren Gesprächsinhalten.
Durch die Nähe des Mediums Musik zum Bereich der Gefühle ist Musiktherapie indiziert bei erschwertem, eingeswchränktem oder nicht vorhandenen Zugang zum emotionalen Bereich, auch bei stark intellektualisierender oder rationalisierender Abwehr. Eine Kontraindikation ist gegeben bei akut psychotischen Patienten.
Zielsetzung
Die herausragenden Ziele der Musiktherapie beziehen sich auf:
- die Strukturierung der Selbst-, Fremd- und Objektwahrnehmung,
- Stärkung der Ich-Funktion, wie z.B. Wahrnehmungs- und Symbolisierungsfähigkeit,
- die Aktivierung und Förderung eingeschränkter Kommunikations- und Interaktionsfähigkeit,
- Verbesserung des Kontakts zum emotionalen Bereich,
- Bewegung, Lösung und Förderung der Ausdrucksfähigkeit im Bereich der Gefühle,
- Stärkung der gesunden Anteile und Potentiale der Patienten,
- die Entwicklung der kreativen Ausdrucksfähigkeit,
- die Stärkung und Unterstützung von Selbstfindungs- und Abgrenzungsprozessen
- Entwicklung alternativer Bewältigungsstrategien durch spielerisches Probehandeln.
Musik aktiv
Das musikgeragogische Angebot richtet sich an überwiegend orientierte Patienten, die Freude am Singen und Bewegung haben bzw. sich darauf einlassen können. Spielerisch erfolgt Stimmbildung, es werden neue Lieder gelernt, Lieder nach Wunsch gesungen, instrumental begleitet und Rhythmusspiele durchgeführt.
Ziele:
Entlastung, Erfolgserlebnisse und Freude erfahren, positiv Gemeinschaft erleben, kognitive Förderung durch das Lernen von Neuem.
Einzelmusiktherapie
Für ausgewählte Patienten besteht die Möglichkeit, an einer Einzeltherapie im Musiktherapieraum oder im Patientenzimmer teilzunehmen. Hier wird auf frei wählbaren Instrumenten gemeinsam mit dem Musiktherapeuten improvisiert. Das instrumentale Angebot umfasst klassische Schlag- und Zupfinstrumente wie Trommeln, Marimbaphon und Gitarre, aber auch exotisches wie Steeldrum, Koto und Klangschalen. Musikalische Rhythmen und Melodien, Töne, Klänge und Geräusche können eingesetzt werden um persönliche Wünsche, Stimmungen, Emotionen auszudrücken, welche sprachlich vielleicht nicht so gut erfasst werden können. Hier steht das individuelle Erleben des Einzelnen über dem musikalischen Produkt.
Allgeimeine Zielsetzung:
- Förderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung
- Entwicklung der kreativen Ausdrucksfähigkei
- Verbesserung des Kontakts zum emotionalen Bereich
- Stärkung der gesunden Anteile und Potentiale
- Individuelle Ziele werden gemeinsam mit Therapeut und Patient abgesprochen
Therapeutisches Singen
Die offene Musiktherapiegruppe findet einmal in der Woche statt. Hier werden meistens Volkslieder und Schlager gesungen, je nach Wunsch der Patienten. Das gemeinsame Singen und Musizieren schafft eine angenehme und vertraute Atmosphäre. Es schafft einen intensiven Zugang zu Erinnerungen aus der eigenen Lebensgeschichte und den damit verbundenen Ressourcen. Es werden damit verbundene Emotionen geweckt, und durch das Teilen in der Gruppe wird der Gruppenzusammenhalt gefördert. Gleichzeitig helfen die Lieder bei der Orientierung im Hier und Jetzt, da viele jahreszeitliche und saisonale Themen angesprochen werden. Des weiteren ist wissenschaftlich belegt, dass das Singen viele positive Effekte auf den Organismus hat: Es werden die Atmung vertieft, viele Muskelgruppen aktiviert, der Blutkreislauf angeregt und nützliche Hormone (Endorphine, Oxytocin und Melatonin) ausgeschüttet.